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Interview mit Heike Kati Barath

Heike Kati Barath mit ihrer Malerieklasse
Heike Kati Barath mit ihrer Malereiklasse von der HfK Bremen im Haus im Schluh, Foto: © Focke Strangmann/Worpsweder Museumsverbund

Fragen von Jörg van den Berg an Heike Kati Barath

Du bist als Professorin für figurative Malerei an der Hochschule für Künste in Bremen quasi unsere Nachbarin. Auch deshalb lag es nahe, dich mit deiner Klasse zu Kaleidoskop Worpswede einzuladen. Schon vor dieser Einladung aber warst du mit deinen Studierenden in Worpswede. Was genau habt ihr getan?

Paula-Modersohn Becker war für mich bereits als Schülerin eine wichtige Person. 1985 habe ich im Neusser Clemens-Sels-Museum eine Ausstellung von ihr gesehen. Ich war von ihren Bildern und ihrem Leben sehr fasziniert. Auch Worpswede habe ich schon früh besucht. Als ich in Bremen angefangen habe zu arbeiten, habe ich mich gefreut, dass ich nun so einfach Malerei von ihr im Original anschauen kann. Ich gehe mit meiner Klasse häufig nach Worpswede, und immer wenn Gaststudierende in der Klasse sind, versuche ich möglichst eine Exkursion nach Worpswede zu unternehmen, weil ich das Dorf, seine Geschichte und die Ausstellungshäuser interessant und besonders finde.

Um zu deiner Frage zurückzukommen. Wir haben im Mai 2017 mit der Klasse und Monica Tap eine Worpswede-Nacht-Safari unternommen. Monica Tap ist Malerin und Professorin an unserer ehemaligen Partneruniversität in Guelph, Kanada. 2017 war sie zu Gast an der Hochschule. Sie malt Landschaften und hat auch schon das Teufelsmoor gemalt. So kam ich auf die Idee, mit ihr und der Klasse nach Worpswede zu fahren und dort vor Ort am Nachmittag beginnend in die Nacht hinein zu zeichnen oder zu malen. Es war für uns alle eine sehr ungewöhnliche Erfahrung. Für die meisten war es sehr neu und auch fremd, draußen zu sitzen und zu zeichnen. Es sind sehr unterschiedliche Arbeiten entstanden, die wir uns dann nachts mit Taschenlampen auf dem Parkplatz angeschaut haben. Ein nächstes Vorhaben ist, eine Worpswede-24-Stunden-Safari zu unternehmen, dazu ist es leider noch nicht gekommen.

Wir wollten ja eine dezidiert jüngere Generation werdender Künstler*innen dazu bringen, sich mit dem Ort und seiner Geschichte zu beschäftigen. Kannst du sagen wie dieser Ort auf die Generation deiner Studierenden wirkt? Gibt es da eine spezifische Faszination?

Durch das Ausstellungsprojekt Resonanzen waren wir ja öfters in Worpswede und haben dort auch, dank der Künstlerhäuser, Zeit verbringen können ohne immer wieder abreisen zu müssen. Durch diese intensiven Aufenthalte hat Worpswede, mit seiner abwechslungsreichen Geschichte, langsam seine Faszination auf die Studierenden ausüben können.

Einblick in die Ausstellung Resonanzen I mit Arbeiten der Klasse Heike Kati Barath
Einblick in die Ausstellung Resonanzen I in der Worpsweder Kunsthalle, Foto: © Focke Strangmann/Worpsweder Museumsverbund

In dem auf die Hauptausstellung folgenden Ausstellungsblock haben wir dann die Doppelausstellung Resonanzen I im Haus im Schluh und in der Worpsweder Kunsthalle realisiert. Wir haben den Studierenden dezidierte Vorgaben gemacht, indem wir zwei für Worpswede wichtige Künstlerpersönlichkeiten in den Mittelpunkt gestellt haben. Im Schluh war das Heinrich Vogeler und in der Worpsweder Kunsthalle Richard Oelze. Wie sind die Studierenden damit umgegangen?

Mit Richard Oelze und Heinrich Vogeler wurden den Studierenden ja zwei sehr besondere Künstlerpersönlichkeiten gegenübergestellt. Bei einigen der teilnehmenden Studierenden hat die Auseinandersetzung mit den Arbeiten und Biografien der beiden Künstler nachhaltig Eindruck gemacht. Es gab verschiedene Annäherungen, z. B. für Paul Ole Janns waren Heinrich Vogelers Komplexbilder ausschlaggebend für das Bild, das er für die Ausstellung gemalt hat, bei Yeosulme Kang gab es schon vorher Annäherungen an Arbeiten von Richard Oelze, obwohl sie ihn erst mit dem Ausstellungsprojekt kennengelernt hat.

Ungewöhnliche Ansichten
Kunstwerke zum Anfassen im Haus im Schluh eröffnen neue Perspektiven, Foto: © Focke Strangmann/Worpsweder Museumsverbund

Mich hat es sehr gefreut, dass in der Kunsthalle alle Arbeiten von Richard Oelze, die es dort gibt, zu sehen waren. Und so, wie wir in beiden Häusern die Ausstellungsarchitektur aufgebaut haben, war die Kombination von alt und neu, für Betrachter*innen der Ausstellungen und für die Studierenden höchst inspirierend.

Es gibt ja durchaus kritische Stimmen, die sagen, dass Studierende nicht zu früh in Ausstellungen, zumal in musealen, gezeigt werden sollten, sondern zunächst einmal im geschützten Raum des Ateliers und der Akademie ihre künstlerische Sprache entwickeln sollen. Du siehst das anders, integrierst häufig deine Klasse in deine Einzelausstellungen, gerade auch im musealen Kontext. Wieso?

Ausstellungen zu machen, gehört für mich zur Lehre dazu. Ich finde es wichtig, dass Studierende bereits während ihres Studiums eine Ahnung davon bekommen, wie man eine Ausstellung vorbereitet, den Ausstellungsaufbau organisiert und wie der Kontakt zu den Menschen in den Ausstellungshäusern ist. Durch diese Klassenausstellungen lernen sie in einem durch die Gemeinschaft mit den anderen Studierenden und mir geschütztem Rahmen den Ausstellungsbetrieb in seinen vielfältigen Möglichkeiten kennen. Sie lernen, dass es auch in schwierigen Ausstellungssituationen vielfältige Möglichkeiten gibt die künstlerische Arbeit zu präsentieren, dass man nicht nur einfach irgendwo hingeht und die Bilder an die Wand nagelt.

Es ist auch so, dass immer alle Studierende, die Lust haben, an den Ausstellungsprojekten teilnehmen können. Ich habe kein Interesse daran, unnötige Konkurrenzsituationen durch eine subjektive Auswahl zu schaffen.

Resonanzen I war eine Ausstellung mit Werken von:

JOSCHUA BRAUN, AMINA BROTZ, CHRIS GHITULESCU, HAIRIHAN, TANJA HEHN, PAUL OLE JANNS, YEOSULME KANG, IVO KIEFER, FINN KLAMMER, YOHAN DONGHY EON KOO, LUAN LAMBERTY, LISAS INAN MROZINSKI, VIKTORIA REITER & SÖREN WEIGEL

Mehr Infos über die Künstlerin Heike Kati Barath bekommst Du hier