Paula Modersohn-Becker Kunstpreis 2020

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BLOG FRIDAY mit Cihan Cakmak

Die Nachwuchspreisträgerin Cihan Cakmak hat die ersten Jahre ihrer Kindheit in der Gemeinde Worpswede verbracht. Als Tochter kurdischer Migranten ist Cakmak aus den einengenden familiären Strukturen ausgebrochen und hat sich für ein selbstbestimmtes Leben entschieden. Häufig impliziert der Weg zu Freiheit und Selbstbestimmung einen Bruch mit Traditionen, Kulturen oder Religionen. Mit der Wahl eines neuen, modernen Lebensmodells geht oft auch eine Loslösung von der Herkunftsfamilie einher. Verstecken wird lange Zeit Teil des Alltags. Der Neuanfang ist mit Sprachlosigkeit und Schmerz verbunden. Mit der erkämpften Freiheit und der nun möglichen Selbstverwirklichung geht auch die Suche nach einer neuen Identität einher.

Porträt der Worpsweder Künstlerin Marie S. Ueltzen

BLOG FRIDAY mit Marie S. Ueltzen

Marie S. Ueltzen kommt aus der Malerei. Sie ist eine sehr vielseitige Persönlichkeit, war zunächst als Schauspielerin für Kurzfilme und ist seit einigen Jahren auch als Schriftstellerin tätig. Schon bei ihrem Frühwerk lässt sich beobachten, dass eine plane Fläche der Künstlerin nicht reicht. Wie bei einer Bühnenkulisse bindet sie Pappen als zweite Ebene in ihre Malerei ein. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmitteln entdeckt Ueltzen den sogenannten Klosterstich für sich. Diese Form der Stickerei zählt zu den weiblichsten Kulturformen. Gelehrt wird die Technik noch heute im Kloster Mariensee. Das textile Element verleiht der Malerei die Möglichkeit, Oberflächen ganz anders darzustellen…

BLOG FRIDAY mit Tilo Schulz

Tilo Schulz (*1972 in Leipzig) ist als Künstler und Kurator Autodidakt. Er arbeitet konzeptionell und in ganz unterschiedlichen Medien: Malerei, Bildhauerei und Installation. Zunehmend sind auch Sprache und Performance ein Element seiner Arbeiten. Tilo Schulz ist ein Formenwandler, der sich auf immer neue Weise mit dem Verhältnis von Kunstwerk und Betrachtendem auseinandersetzt. Oft ist seine Kunst direkt für den jeweiligen Ausstellungsraum konzipiert und begehbar. Manchmal sind die einzelnen Elemente so auf dem Boden positioniert, dass die*der Besucher*in keine andere Wahl hat, als sich zu dem Kunstwerk zu verhalten, seinen Standpunkt zu verändern, sich zu bewegen. Was Schulz eigentlich mit seiner Kunst untersucht, ist die Bewegung – die Bewegung als wahrnehmende Fortbewegung und die Bewegung als Veränderung.

BLOG FRIDAY mit Antje Schiffers

Antje Schiffers verfolgt in ihren Arbeiten einen partizipativen Ansatz: Sie reist weltweit, taucht in fremde Lebenswelten und Kulturen ein, schafft es, international Menschen für ein gemeinsames Projekt zu begeistern und ermöglicht ihnen die direkte Teilhabe und Mitwirkung am künstlerischen Prozess. Kunst wird zum Tauschgeschäft. Und die Tauschpartner werden über Bilder, Objekte und Erzählungen Teil des Kunstwerks selbst. Gemeinsam mit der Künstlerinitiative Myvillages betreibt Schiffers seit 2003 das Projekt des International Village Shop. Über dieses sehr flexible Ladenkonzept werden Produkte von der Fufu-Bowl bis zum Kartoffelbeutel vertrieben, die weltweit mit Dorfgemeinschaften dafür entwickelt wurden.

BLOG FRIDAY mit Nikola Röthemeyer

Nikola Röthemeyer (*1972 in Braunschweig) ist bekannt für ihre fragilen, zarten Zeichnungen mit dicht gesetzten Strichen. 2018 hat sie mit der Serie Schwarmfänger begonnen, die Zeichnung in den Raum zu übersetzen. Bei der Vorbereitung der Kunstpreis-Ausstellung hat sich die Künstlerin intensiv mit der Bildsprache Heinrich Vogelers auseinandergesetzt. Der Universalkünstler war u. a. als Grafiker für seine Illustrationen der Märchen der Gebrüder Grimm berühmt. Vogelers Märchenwelten spiegeln sich in den inneren Welten Röthemeyers wider. Beide Künstler*innen verbinden Motive wie Tiere und Fabelwesen.

Die Zeichnungen von Gabriela Oberkofler setzen sich aus vielen kleinen Strichen und Punkten zusammen.

BLOG FRIDAY mit Gabriela Oberkofler

Gabriela Oberkofler (*1975 in Bozen) arbeitet mit den Medien Zeichnung, Skulptur und Installation. Die Natur und Pflanzenwelt spielen in den Arbeiten Oberkoflers eine zentrale Rolle. Ihre Bildmotive nimmt die Künstlerin sehr genau »unter die Lupe«. Ob großformatige Zeichnungen, Installationen oder Blumenteppiche – die Arbeiten haben vor allem eines gemeinsam: es geht um eine akribische Zerlegung in zahllose Einzelteile. Aus winzigen Punkten und kleinsten Strichen setzt Oberkofler die Natur neu zusammen und löst diese im selben Moment wieder auf. Es scheint wie ein Hinweis auf die Vergänglichkeit. Gleichzeitig sind das Zerlegen und das Archivieren der einzelnen Bestandteile ein zentraler Prozess für ihr Gesamtwerk.

BLOG FRIDAY mit Susanne Kutter

Ein Kronleuchter liegt zertrümmert auf dem Boden. Scherbenhaufen aus Glas tragen Titel wie Mary had enough. Wohnräume werden geflutet oder wie durch eine Schrottpresse zusammengeschoben. Neben dem Phänomen von Naturkatastrophen und Zerstörung geht es in den Arbeiten von Susanne Kutter (*1971 in Wernigerode) u. a. auch um den stetigen Verlust privater Sicherheit und Kontrolle und die fortschreitenden Veränderungen intimer Beziehungsgefüge. Bestehende Ordnungen werden dabei hinterfragt und kehren sich um. Über ihre Inszenierung hat Kutter immer nur bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle. Sie schafft die Kulissen, wählt die Materialien, die sich entsprechend ihrer bildhauerischen Qualität verhalten (Scherben zerbrechen, Holz schwimmt) und überlässt ihre Arbeit ab einem bestimmten Moment dem Zufall …

BLOG FRIDAY mit Laurenz Berges

Der Düsseldorfer Fotograf Laurenz Berges (*1966 in Cloppenburg) war Assistent von Evelyn Hofer und Student und Meisterschüler von Bernd Becher. Maßgeblichen Einfluss auf seine Arbeit hatte allerdings die langjährige Freundschaft zu dem 2014 verstorbenen Fotografen Michael Schmidt. Berges konzentriert sich ganz auf die Farbfotografie und arbeitet seit vielen Jahren mit einer Plattenkamera. Diese sehr große und schwere analoge Kamera fordert eine äußerst exakte und entschleunigte Arbeitsweise: Jedes Foto muss sitzen.

BLOG FRIDAY mit Diana Mercedes Alonso

Die Künstlerin Diana Mercedes Alonso (*1958 in Bremen) lebt in Bremen. In ihren Arbeiten geht es um dreidimensionale Objekte, ausgewogene Kompositionen, Reduktion, Minimalismus, Linien und Zeit. Seit über 30 Jahren arbeitet Alonso mit den Farben Weiß und Blau. Dabei hat die Künstlerin ihre ursprünglich sehr bunte Farbpalette, zunächst auf zwei Farben reduziert und diese über die Jahre sogar noch weiter minimiert. Für das Dunkelblau verwendete sie eine schwer zu verarbeitende Druckerfarbe. Diese sehr zähe Masse nahm sie immer weiter zurück, manchmal ersetzte sie diese durch blauen Filz oder einen blauen Faden. Vor zehn Jahren begann Alonso dann auf das Blau in ihren Arbeiten gänzlich zu verzichten. An seine Stelle trat der Bleistiftstrich, der den Arbeiten eine zeitliche Komponente verleiht.