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Gabriela Oberkofler – oder »der Zauber des Feinen«

Im Rahmen von »Kaleidoskop Worpswede« zeigen wir in der Ausstellungssektion »[anders] gestalten« im Barkenhoff Kunstwerke von Gabriela Oberkofler. Doch die Künstlerin  ist nicht einfach nur zu Gast im Barkenhoff.

Ein Gast würde kommen und einige wenige Habseligkeiten dezent im Reich des Gastgebers verteilen. Dabei würde er oder sie für eine Weile alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und dann wieder verschwinden. Gabriela Oberkofler tat anders. Zunächst einmal kam sie schon im Vorfeld der Ausstellung nach Worpswede, wohnte in den Künstlerhäusern und sog unser schönes Dorf ganz in sich auf. Wir werden noch feststellen, wie es Eingang in ihre Arbeiten fand. Währenddessen begegnete sie einem unserer Helden besonders intensiv.

Gabriela Oberkofler meets Heinrich Vogeler

Auf vielfältige Weise erforschte sie das Werk, Leben und Schaffen von Heinrich Vogeler. Sie durchwanderte den Barkenhoff, tauchte ein in das dortige Archiv. Dabei erkundete sie die vielen Grafiken und Drucke, die so zahlreich sind, dass wir sie gar nicht immer zeigen können. Anschließend zog sie sich in Atelier zurück und erschuf mit Aquarell und Buntstiften zauberhafte, filigrane Arbeiten, in denen man sich wunderbar verlieren kann. Doch die Grenzen des Papiers sollten nicht zu ihren werden. Sie kehrte zum Ursprung ihrer Inspirationsquelle zurück und griff aktiv in den Barkenhoff selbst ein. Sie ließ sich von Vogelers Lebenswerk anstecken, dachte und gestaltete dieses weiter. Dabei griff sie immer wieder die Farben, Formen und Muster auf, die sie dort fand, entwickelte diese aber mit dem ihr ganz eigenen Duktus und Ausdruck weiter. Damit ist sie nicht einfach nur ein Gast, sie geht eine künstlerische Symbiose zu diesem Ort und seinem geistigen Schöpfer ein.

Einblicke in die Arbeiten von Gabriela Oberkofler

Die Künstlerin Gabriela Oberkofler in der Dauerausstellung des Barkenhoff, Foto: © David Hecker/Worpsweder Museumsverbund
Die Künstlerin Gabriela Oberkofler in der Dauerausstellung des Barkenhoff, Foto: © David Hecker/Worpsweder Museumsverbund

Hier sehen wir Gabriela Oberkofler fröhlich am Werk. Der Pinsel in ihrer rechten Hand verrät den fast finalen Status ihres künstlerischen Eingriffs in die Dauerausstellung. Der Bauherr des Barkenhoff, Heinrich Vogeler,  arbeitete auch in kleineren Dimensionen, wie die Drucke rechts an der Wand beweisen. Gabriela Oberkofler nahm auf diese Arbeiten Bezug. Ihre kreativen Ergänzungen und Kommentare brachte sie direkt auf der Tapete zum Ausdruck.

Gabriela Oberkofler bei der Arbeit an einer Wandmalerei im Barkenhoff, Foto: © David Hecker/Worpsweder Museumsverbund
Gabriela Oberkofler bei der Arbeit an einer Wandmalerei im Barkenhoff, Foto: © David Hecker/Worpsweder Museumsverbund

Eine ganz besondere Ausnahme stellen die Wandmalereien dar. Für sie brauchten wir eine ausdrückliche Genehmigung. Der Barkenhoff steht als Gesamtkunstwerk unter Denkmalschutz. Jedoch konnten wir nach einigen leidenschaftlichen Appellen alle Beteiligten für das Projekt der Künstlerin gewinnen.

Gabriela Oberkofler reagiert auch hier auf Heinrich Vogeler und stellt ihr künstlerisches Schaffen zu seinen Werken in Bezug. Die ehemaligen Tapeten und Bordüren sind noch an vereinzelten Stellen zu sehen. Deren Elemente nimmt sie auf und setzt sie fort.

Gabriela Oberkofler, Vogelnest mit Stöckchen, 2018 Foto: © David Hecker/Worpsweder Museumsverbund
Gabriela Oberkofler, Vogelnest mit Stöckchen, 2018, Foto: © David Hecker/Worpsweder Museumsverbund

Mit dieser Arbeit hat nicht nur das vergangene Worpswede von Heinrich Vogeler Eingang in die Werke der Künstlerin erhalten. Hier ist auch das aktuelle Worpswede eingewoben. Auf einem Tisch arrangiert finden sich ein Vogelnest und zahlreiche Stöckchen. Sie alle wurden bei aufmerksamen Spaziergängen durch das Dorf und seine Umgebung gefunden. In aufwendiger Feinarbeit – die fast schon an taxonomische Darstellungen aus Naturkundemuseen erinnern könnte – formt die Künstlerin hier ein weiteres Ornament. Diesmal jedoch nicht mit Stiften oder Pinseln.

Übrigens unternahm die Künstlerin auch einen kleinen Ausflug in die Ausstellungssektion »[anders] weben« im Haus im Schluh. Dort fusionierte sie ganz wunderbar mit Raum, Zeit und Menschen. Wer mehr dazu erfahren möchte, klicke bitte hier.

[Ein Beitrag von Isabell-Christin Rückert]